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Sonntag, 15. August 2010

Mount Fuji oder: Wie wir durch die Hölle gingen

"Einmal im Leben muss man den Fuji besteigen, ein zweites Mal tut es nur ein Narr"

Mit dem zweiten Teil stimme ich überein, aber selbst einmal würde ich keinem empfehlen!

Ich schreibe das jetzt auch für alle, die vielleicht mal aus Zufall mein Blog fnden weil sie nach dem Fuji suchen und daa hoch wollen, denn die Meisten wissen einfach nicht was auf sie zukommt, bevor es losgeht, so auch wir.

Als wir uns informiert haben hieß es überall, das Beste sei es über Nacht hochzuwandern und dann den Sonnenaufgang anzuschauen. Und unser großer Fehler war, dies zu tun.

Um 7 am Abennd fuhren wir von Shinjiku mit dem Bus los (Keio Bus, West Exit, gegenüber Yodobashi Kamera, Fuji Highway Bus, Ticket 2 oder 3 Stunden vorher kaufen). Man fährt immer bis zur 5. von 10 Fujistationen und läuft von da aus los. Wir starteten um 10.

Wir waren gut vorbereitet, mit Taschenlampen, Regencape und mehreren Schichten Kleidung, sowie ausreichend Proviant.

Bis zu Station 6, Bergaufwandern, anstrengend, aber machbar. Station 6 ist nur ein Klohäuschen, das wir gar nicht als Station wahrnahmen, als wir uns fragten, wann endlich mal eine Station komme, waren wir schon auf 7.

Bis Station 7, steiles Bergaufwandern mit kniehohen Treppenstufen, bzw. aufrechten Brettern im Boden mti Erde dahinter, schwer drüberzusteigen.

Ab hier wurde es dann auch schon ziemlich voll. Denn die Nachtwanderung ist sehr gut besucht und es bildeten sich erste Warteschlangen zum Weitergehen. Die Station ist ziemlich lang und besteht aus mehreren Hütten, die über den ganzen Hang verteilt sind und an denen man nacheinander vorbeikommt. Dort kann man Proviant oder Sauerstoff kaufen, aber natürlich ist aalles nicht grade günstig, aber wir waren ja versorgt. Auch schlafen konnte man immer, bzw sich für eine begrenzte Zeit ausruhen, wenn man was gegessen hat.

Zwischen den Hütten war es dann kein Wandern mehr, sondern Klettersteigen, wie es im Fachjargon heisst. Volkanfelsen über die man steigen und klettern musste und die unser Gleichgewicht und unsere Koordination auf die Probe stellten, denn einfach war es nicht. Für mich aber angenehmer als das Bergaufwandern, weils weniger anstrengend ist, sondern mehr Konzentration fordert. Aber da es so voll war kam man nur langsam vorwärts und musste dauernd warten oder aufpassen dass die Leute denen es zu langsam ging und die neben dem Weg den alle gingen nebenherkletterten, nicht umgerannt wurde. Es war hart. Nach der 7. Station ging es weiter mit Klettern und Bergauf kraxeln, denn der Boden war teilweise nur Sand und Geröll und man musste kleine Schritte machen um vorwärts zu kommen, es war sehr steil und sehr anstrengend. Dazu wurde die Luft immer dünner und es wurde immer kälter. Der Nebel durchnässte uns und trotz mehrerer Schichten Kleidung war mir sehr kalt.

Nach einer Ewigkeit erreichten wir die erste Hütte der 8. Station. Raiko kaufte sich Sauerstoff, den dem ging es schon nicht so gut. Mir taten nur die Beine weh. Die Station zog sich, ein Schild sagte 70 Minuten bis zum Gipfel. Nach einer Stunde wollte Raiko erstmal Pause machen und wir haben uns bei einem teuren Kakao in der Station 8,5 aufgewärmt. Als wir weitergingen dämmerte es schon. Nach einer halben Stunde sagtee ein Schild 50 Minuten bis zum Gipfel. Es ging nur langsam voran, war steil und Geröll. Es war wie eine Warteschlange zum Gipfel, wodurch es noch anstrengender war, man musste dauernd anhalten und warten. Irgendwann nach noch einer Stunde kamen wir dann an Station 9 an, einem Schrein. Ein Schild sagte noch 30 Minuten bis zum Gipfel, da wars mir dann zu blöd. Raiko ging es schlecht und ich war genervt davon dass das Ende einfach nicht näher kam. Wir drehten um. 400 Meter vor dem Gipfel ist zwar fast oben, aber es war einfach zu viel, zu kalt, zu alles. Zurück in Station 8,5 kauften wir uns einen Schlafplatz für 3 Stunden für 3000 Yen. Die längsten und erholsamsten 3 Stunden meines Lebens.

Am nächsten Morgen war es hell und neblig. Pustekuchen Sonnenaufgang, davon hätte man bei der Wolkensuppe kein Stück gesehen...und dafür die ganzen Strapatzen. Wir waren enttäuscht, denn eine andere Planung hätte uns bis nach ganz oben gebracht, aber wir wussten es nicht. Naja, ich meine dann wir den Fuji bestiegen haben ist trotzdem wahr und es war wirklich die Hölle auf Erden, aber den Gipfel habn wir nicht gesehen leider.

Der Abstieg war mindestens nochmal so schlimm, wenn nicht schlimmer. Die Route nach unten ist nämlich eine andere, länger aber ohne Klettern. Dafür hat sie durchgehend eine Steigung bei der man jederzeit umfallen konnte. Der Boden bestand weiterhin aus Sand und Geroll, dass mein zu keiner Zeit Halt unter den Füßen hatte. Das ging in die Knie und die Kondition. Einmal bin ich auch hingefallen, aber mit Desinfektionsspray und Pflastern war ich perfekt vorbereitet, haha. Der Abstieg kam uns ewig vor, selbst als wir unten waren mussten wir noch gefühlt ewig laufen um endlich an der Station anzukommen.

Da wir ja vorher nicht abschätzen konnten wann wir zurück sind, konnten wir auch kein Busticket reservieren und so hieß es erstmal 2 Stunden auf den nächsten Bus warten. Haben dann trotz nicht vorhandenem Budget für die restliche Woche noch was im Restaurant gegessen, denn draußen wars kalt und fing an zu regnen. Dann noch mit dem Bus 3 Stunden nach Shinjuku und dann mit dem Zug heim. Man waren wir fertig. Am nächsten Tag dann auch promt Muskelkater, der bis jetzt nicht weg ist.

Es war eine Erfahrung, aber keine schöne. Naja jetzt kann ich sagen ich war oben und gut is, aber wenn ich es wieder tun würde, dann ganz anders.

Wer wirklich da hoch will, sollte eine gute Kondition haben, mit dünner Luft klarkommen und nen guten Gleichgewichtssinn mitbringen.
Überall hieß es von der 5. zum Gipfel dauert es gemütlich 5 Stunden. Wir haben im gleichen Tempo wie alle anderen bis zur 9. schon 6 Stunden gebraucht.
Die einzig sinnvolle Tour die man meiner Meinung nach machen kann ist am Tag hoch, denn da ist es nicht so voll und man kann gehen wo man will, außerdem ist es nicht so saukalt. Dann sollte man sich den Luxus leisten an der vorletzten Station vielleicht 6 Stunden zu schlafen. Wenn man Glück hat und einen der wenigen nicht nebligen Tage erwischt, kann man nämlich auch danach noch den Sonnenaufgang ansehen, den Untergang hatte man dann noch obendrein. Nach dem Schlafen nach oben gehen, den Gipfel genießen und fit genug sein für den Abstieg, das wäre meine Empfehlung des Tages. Muskelkater kriegt man so oder so, aber ohne Pause ganz hoch und dann wieder runter ist nur Quälerei. Ich hoffe damit mal irgendwem der im Internet stöbert helfen zu können, ich wr froh gewesen ich hätt es vorher gewusst.

Grüße des Tages: Papa Bernd, wir sehen uns am Flughafen, und was den Fuji angeht...tu es nicht!

Kuriosität des Tages: Dass es auf einem Berg in fast 4000 Metern Höhe morgends um 4 genauso voll ist wie zur Rush Hour am Tokyoter Bahnhof...